Idiota de Sapientia

Tu te scientem putas, cum non sis, hinc superbis. Ego vero idiotam me esse cognosco, hinc humilior. In hoc forte doctior existo.

Donnerstag, August 31, 2006

Jog your brain

Warum es sich für den Wissenschaftler lohnt, sich Zeit für Fitness zu nehmen

Mittwoch, August 30, 2006

Standards in der Uni-Lehre

Der Geist der 68-er Bewegung hat den deutschen Unis sehr viel Schaden angerichtet. Vielleicht ist das nicht an allen Instituten in gleichem Grad sichtbar. Am CIS manifestiert es sich auf eine sehr schmerzhafte Art und Weise.

Ich bin für weniger Freiheit für die Studenten. Ich bin für mehr Standards.

Als potenzieller Arbeitgeber will ich mich auf diese Standards verlassen können.

Wenn ein Chefarzt einen jungen Uni-Absolventen einstellt, kann er zwar nicht voraussehen, ob sein neuer Mitarbeiter irgendwann der beste Chirurg des Landes wird, er kann aber ruhig annehmen, dass sein neuer Mitarbeiter den Unterschied zwischen Aspirin und Vitamin C weiss und die Lokalisation von Herz und Magen nicht verwechselt.

Selbstverständlich und banal? Nicht in der Computerlinguistik. Ich würde so gerne annehmen, dass ein Student, der Zwischenprüfung erfolgreich bestanden hat, über absolut notwendige Grundlagen des Faches verfügt: dass er im Stande ist, einen Text in das gerade verlangte Encoding zu bringen, mit Hilfe eines Programms einlesen, interessante Stellen mit regulären Ausdrücken finden und diese ausgeben lassen. Dass er von einer Menge Wörter eine andere Menge substrahieren kann. Dass er die Wörter zählen und sortieren kann. Dass er weiss, wie er an große Mengen von Wörtern kommt, dass er sich ein für die Aufgabe passendes Korpus ertstellen kann, etc...

Immer wieder mache ich kurze Projekte mit Studenten des CIS. Immer wieder fange ich diese Zusammenarbeit mit Enthusiasmus und großen Plänen. Und immer wieder erlebe ich böse Überraschung und Frustration, weil es sich herausstellt, dass diese Grundlagen fehlen, und weil ich merke, dass sich die Leute überfordert fühlen, sobald die Aufgabe mehr als manuelles Bearbeiten einer Wortliste verlangt.

Freiheit hat einen riesengroßen Wert, aber Freiheit ist kein Wert an sich. Freiheit ist eine geniale Erfindung nur wenn die Leute reif genug sind, um sie richtig einzusetzen. Wenn man mit Freiheit Leute beschenkt, die sie nicht konstruktiv benutzen können, wird sie für diese Leute zum Verhängnis.

Aus diesem Grund bin ich für genau definierte Standards und Verschulung in den ersten Semestern des Studiums. Ich bin dafür, dass man den Leuten hohe Anforderungen stellt, sehr viel von ihnen verlangt und keine falsche Mitleid mit den Studenten hat: wer für das Studium ungeeignet ist, muss gehen. Ich denke, dass diese Phase bis zur Zwischenprüfung dauern soll, danach sollen die Studenten, die geblieben sind, langsam in die Freiheit der Forschung eingeführt werden. Ich bin sicher, dass auf diesem Wege sehr viel Frustration, Zeit- und Geldverschwendung und manchmal auch gebrochene Existenzen vermieden werden könnten.

Ich habe eine Bekannte. Vor einem Jahr hat sie Magisterabschluss in Computerlinguistik gemacht. Seitdem sucht sie vergeblich Arbeit. Neulich hat sie sich überlegt, ob sie nicht doch vielleicht ein bisschen reguläre Ausdrücke lernen soll.

Freitag, August 11, 2006

Perfect Woman

I began many years ago, as so many young men do, in searching for the
perfect woman. I believed that if I looked long enough, and hard enough,
I would find her and then I would be secure for life. Well, the years
and romances came and went, and I eventually ended up settling for someone
a lot less than my idea of perfection. But one day, after many years
together, I lay there on our bed recovering from a slight illness. My
wife was sitting on a chair next to the bed, humming softly and watching
the late afternoon sun filtering through the trees. The only sounds to
be heard elsewhere were the clock ticking, the kettle downstairs starting
to boil, and an occasional schoolchild passing beneath our window. And
as I looked up into my wife's now wrinkled face, but still warm and
twinkling eyes, I realized something about perfection... It comes only
with time.
-- James L. Collymore, "Perfect Woman"

Donnerstag, August 10, 2006

Conversations with history: A Scientist's Random Walk, with Steven Chu

Steven Chu, Nobelpreisträger in Physik spricht unter anderem über die traditionelle Vorgehensweise in der Forschung - zuerst Entwicklung von Theorien, dann Transformieren dieser Theorien in die Technologie - und darüber, wie gewinnbringend es sein kann, diesen Prozess umzudrehen: zuerst eine Technologie aufzubauen und dann mit den neuen wissenschaftlichen Tools sich ein Problem anzuschauen um dann, aufbauend auf den Beobachtungen, an wissenschaftliche Erkenntnisse zu gelangen. (ca 45ste Minute des Interviews):

"You even don't have to be brilliant if you are the first to look at something with a new tool"

Ein anderes Zitat (16te Minute):
"In science once you announce something first everybody tells you you're wrong, then they tell you its trivial and then you were not the first to discover it."

Chomsky

Jeder Linguist, der was auf sich hält, weiss, wer Chomsky war.

Komischerweise könnte ich nicht genau sagen, was dieser Mensch zur Linguistik beigetragen hat.


Hier ein Paar seine Gedanken.

Dienstag, August 08, 2006

Informationsmanipulation - die Wahrheit ist elastisch

Eigentlich ist dieser Spiegel-Artikel nichts neues. Ich habe ihn auch nicht besonders aufmerksam gelesen (kleines Rätsel: nach wem zitiert?), aber ich will ihn hier erwähnen, weil ich vor kurzem ein Exemplar von brand eins bekommen und gelesen habe. brand eins hat die zweifelhafte Ehre als erstes Beispiel für Informationsmanipulation in diesem Artikel zu dienen. Sehr enntäuschend, vor allem weil brand eins sich bewusst als anspruchsvoll und meinungsbildend sieht.

Cyclades oder wie fatal Politik für die Wissenschaft sein kann

Le Monde (habe leider nur in polnischen Übersetzung gelesen) schreibt heute über fatale Konsequenzen einer französischen Entscheidung aus den 70-er Jahren. Wäre diese Entscheidung nicht getroffen worden, wäre heute das Internet wahrscheinlich nicht in amerikanischen, sondern in französichen Händen.

Cyclades war ein Netzwerkprojekt geleitet von Louis Pouzin in den frühen 70-ern. Im Rahmen dieses Projekts entwarf Pouzin Datagramme und End-to-End Protokolle - es waren konzepte, die in TCP/IP Protokoll benutzt werden. Mit dieser Technik hat Pousin französische Unis und Forschungseinheiten miteinander vernetzt. Die Franzosen hatten also das Internet (oder wenigstens seine wichtigen Bestandteile) vor den Amerikanern.

Nachdem Valéry Giscard d'Estaing die Macht in Frankreich übernahm, wurden Gelder für theoretische Forschung gekürzt, denn man kam zur Einsicht, dass Informatik keine weitere Grundlagenforschung braucht und man sich jetzt nur an praktische, industrielle Anwendungen konzentrieren soll. So sind die Cykladen 1978 gestorben. Das Internet wurde in Amerika geboren.

Freitag, August 04, 2006

KFTF: Keeping Found Things Found

An article about handling personal information collections. Three main behaviour patterns:
* keeping (storing the information that has been used or is being used now because it still can be useful in the future)
* leaving (evaluating information as potentially useful and storing it for the future use)
* doing noting (and relying on re-searching and re-finding when the information is needed)

The autors study various keeping and leaving methods, like sending an email to self, sending an email to friends, printing out, bookmarking...

I introspected my keeping/leaving methods. Additionally to all ten methods described in the paper I use two others:
* I keep the window of the browser open until I must shut my laptop down or until my Mozilla crashes
* I WRITE THIS BLOG :-)

Plädoyer für den Idioten

Idiota ist der eigensinnig Wissende

Jan-Hendryk de Boer schreibt:
"Das Streben (Appetitus) des Menschen nach Wissen ist dann nicht vergeblich, wenn es das eigene Unwissen als immanente und strukturell notwendige Bedingung der eigenen Erkenntnis annimt."

"Ein Ergebnis der Einsicht in das eigene Unwissen ist eben das Wissen um dieses, wodurch der Mensch einen wesentlichen Erkenntnisfortschritt erzielt hat. Epistemologisch muß man sogar über die Grenze des Wißbaren heraustreten, um diese setzen zu können, nähert sich also dem Unendlichen an. Darum kann der Idiota sich gegenüber dem Orator als doctior charakterisieren."

Hier
der ganze Text.